Montag, November 09, 2009

Die Canon G-Klasse für DSLR Benutzer (Teil 1)

Canon hat kürzlich ein neues Modell der G-Klasse vorgestellt: die G11 (Hier die Ankündigung auf dpreview.com). Vor ein paar Tagen ist sie bei mir zu Hause eingetroffen und ich habe sie bereits während einer Woche in LA testen können.

Mit diesem Blog-Post starte ich eine Review-Serie: Es geht hier nicht um Megapixel. Sondern zuerst mal um das Handling: wie fühlt sich die Kamera an - verglichen zu einer digitalen Spiegelreflexkamera.

Zuerst mal ein Grössenvergleich:





Links die Canon Powershot G11; rechts die Canon EOS 5D Mark II

Auffallend ist, wie die Kamera in der Hand liegt: die G11 ist viel kleiner und leichter als eine Spiegelreflexkamera und sollte eigentlich dementsprechend gut in der Hand liegen. Falsch gedacht: Die G11 besitzt keinen eigentlichen Griff (für die rechte Hand), wie es bei SLR Kameras üblich ist. Der Griff ist lediglich angedeutet und die Finger greifen zuerst mal ins Leere.

Zudem befinden sich die Bedienelemente sehr nahe am rechten Rand, was die Gefahrt erhöht, dass man mit der rechten Handballe versehentlich den Blitz oder andere Funktionen aktiviert. Wenn man aber dann doch mal willentlich den Blitz aktivieren will, muss man die Kamera gut festhalten. Der Knopf ist soweit rechts am Gehäuse platziert, dass man Gefahr läuft die Kamera aus den Händen zu verlieren. Die einhändige Bedienung kann man vergessen: die linke Hand muss zwingend die Kamera stützen.

Aber wohin mit der linken Hand? Bei SLR's ist man gewohnt, dass die linke Hand das Objektiv bedient (Schärfe, Zoom; oder einfach der "Stabilisierung" dient). Bei der G11 ist das offensichtlich nicht möglich. Und mit der Idee einhändig zu fotografieren kann ich mich nicht anfreunden. Ich habe mir also angewöhnt beim Fotografieren das Display auszuklappen, damit die linke Hand auch einen Griff "findet" und die Kamera optimal stabilisiert wird (trotz optischem Bildstabilisator / IS).

Zu der Bedienung: die G11 kann zwar mit den von der SLR her gewohnten Programmen eingestellt werden (Av, Tv, M und andere). Jedoch ist die Belichtungskorrektur und die ISO Vorwahl als eigenes Einstellungs-Rad auf der Kamera-Oberseite konzipiert. Zudem erhält man beim Blick durch den optischen Sucher keinerlei Einstellungen angezeigt. Damit ist klar, wie Canon die G11 positioniert: Die G11 ist keine Kamera, die man dauernd nahe am Auge hält, wie eine SLR Kamera. Um Einstellungen zu ändern ist man gezwungen die Kamera vom Auge weg zu nehmen, da man kein Feedback zu den aktuellen Einstellungen erhält. Dadurch ist man versucht gleich das Display zu verwenden; was den optischen Sucher schon fast überflüssig macht - wenigstens bei normalen Lichtverhältnissen. Ich bin gespannt was die Zukunft der optischen Sucher in Kompaktkameras anbelangt. Die elektronische Variante konnte mich bisher auch nicht überzeugen (beispielsweise in der Panasonic Lumix G1). Ich könnte mir vorstellen, dass der optische Sucher mit der Zeit verschwindet und man generell "nur" noch das grosse und helle Display verwendet (wie bei der Panasonic Lumix GF1).

Fazit: Die G11 ist für eine Kompakte recht gross, aber doch deutlich kleiner als eine DSLR. Das macht sie für Fotografen interessant, die nicht dauernd eine grosse Tasche mit Bodies, Objektiven und Blitzen herumschleppen wollen. Das kleine Gehäuse und die Anordnung der Bedienelemente ist gewöhnungsbedürftig (wenigstens für DSLR Benutzer). Das schwenkbare Display ist phantastisch. Versucht mal mit einer DSLR bodennahe Aufnahmen ohne Winkelsucher zu machen. Mit der G11 klappt das ohne Rückenschaden.

Im nächsten Teil werde ich auf die Bildqualität der G11 eingehen und prüfen wie RAW Bilder bei der Nachbearbeitung und dem "Workflow" helfen.

Randnotiz:

Der Brite Jeff Ascough, einer der bekanntesten Hochzeits-Fotografen, dessen Arbeiten ich sehr interessiert verfolge, ist ebenfalls der G-Klasse "verfallen" (wenigstens in seiner Freizeit).